Chinesische Sprache, Schrift und Literatur

Chinesische Sprache, Schrift und Literatur

Chinesische Sprache, Schrift und Literatur. Die chines. Sprache, zu den sog. indochines. Sprachen gehörig, ist monosyllabisch und isolierend, d.h. sie besteht aus lauter einsilbigen und unveränderlichen Wörtern ohne jegliche Flexion, deren Beziehungen zueinander im Satze hauptsächlich durch die Stellung ausgedrückt werden; ihre zum Teil sehr verschiedenen Bedeutungen sind nur nach dem Tonakzent (Ton) zu unterscheiden. Zahlreiche ältere und neuere Dialekte; bes. hervorzuheben der Mandarinendialekt (die Sprache der Regierung und der Gebildeten, jetzt an die Pekinger Mundart sich anschließend) und die Kantoner Mundart. – Grammatiken von Schott (1857, 1868), von der Gabelentz (1881; Anfangsgründe, 1883); Wörterbücher: Morrison (6 Bde., neue Aufl. 1877), Wells Williams (1874, Index 1879), Stent (Pekingdialekt, 1876), Eitel (Kantondialekt, 1877-87).

Die chines. Schrift, eine Wortschrift, hat sich aus ca. 600 rohen Bildern zu ca. 50.000 Schriftzeichen entwickelt, von denen indes nur ca. 10.000 (auch von diesen viele selten) gebraucht werden; sie bilden nach der Zahl der Striche 17 Abteilungen und sind nach 214 Klassenhäuptern oder Schlüsseln lexikalisch geordnet.

Grundlage der ungeheuren chines. Literatur sind die fünf King oder heiligen Bücher des Konfuzianismus: 1) Jihkīng, Buch der Wandlungen (lat. von Mohl, 1834 fg.; engl. von Legge in Bd. 2 der »Sacred books of China«); 2) Schū-kīng, Buch der Annalen (engl. von Legge, 1879); 3) Schī-kīng, Buch der Lieder (deutsch von V. von Strauß, 1880); 4) Tschhǖn-tshiēn, Chronik der Prov. Lu, von Konfuzius; 5) Lì-kí, Buch der Riten (engl. von Legge). Hieran schließen sich die »Vier Bücher« (die Schriften der Schüler des Konfuzius und des Tzeng-tze, Tse-sze und Meng-tze), das Werk des Philosophen Lao-tze (um 600 v. Chr.), deutsch von V. von Strauß (1870), des Tschu-hi (13. Jahrh.), die Übersetzungen buddhist. Werke aus dem Sanskrit.

Die Geschichtschreibung beruht auf dem Schu-king und der Reichschronik des Sze-ma-tschien (2637-122 v. Chr., mit den Fortsetzungen ca. 800 Bde.; franz. von Chavannes, 1895 fg.). Großartige Pflege fanden auch die Geographie, Astrologie, niedere Mathematik und Naturkunde. Der Philologie dienen große Lexika, wie das des Kaisers Khang-hi (130 Bde., 1710-16; verkürzt von Chalmers, 1881), dem allgemeinen Wissen Enzyklopädien aus dem 13. bis 14. und dem 17. Jahrh. Poesie: Älteste Liedersammlung das Schī-kīng; als Lyriker glänzten Thu-fu und Li-tai-peh (8. Jahrh. n. Chr.), in Auswahl übersetzt von d'Hervey de St.-Denys (1862), Forke (1899); außerdem bes. Drama, Roman und Novelle gepflegt. – Vgl. Schott (1854), Grube (1902).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chinesische Sprache, Schrift und Literatur — Chinesische Sprache, Schrift und Literatur. Die chinesische Sprache ist einsilbig, jedes Wort schließt entweder mit einem Vocal oder Diphthong oder Nasenlaut; ein und dasselbe Wort hat bei verändertem Accent eine andere Bedeutung, so daß die… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Chinesische Sprache und Literatur — Chinesische Sprache und Literatur. Die chinesische Sprache gehört zu der großen Familie der Indochinesischen Sprachen (s.d. und die »Sprachenkarte« nebst Textblatt). Unter diesen ist sie nicht bloß die größte und wichtigste, da sie von etwa einem …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • chinesische Schrift und Kalligraphie —   Die chinesische Schrift gehört zu den seltenen Schriftsystemen, die sich völlig ohne äußere Einflüsse entwickelt haben. Sie entspricht bis heute dem Bau der chinesischen Sprache in der Zeit der Schriftentwicklung im zweiten und in der ersten… …   Universal-Lexikon

  • chinesische Sprache und Schrift —   [ç ]. Die chinesische Sprache, die bedeutendste der sinotibetischen Sprachen, ist prinzipiell gekennzeichnet durch Monosyllabismus (Einsilbigkeit) der Wortwurzeln, Isolierung (keine Affixe, d. h. Bildungssilben, u. Ä. zur Bezeichnung… …   Universal-Lexikon

  • Chinesische Sprache — Die chinesischen oder sinitischen Sprachen bilden einen der beiden Primärzweige der sinotibetischen Sprachfamilie, der andere Primärzweig sind die tibetobirmanischen Sprachen. Chinesische Sprachen werden heute von ca. 1,2 Milliarden Menschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Japanische Sprache und Literatur — Japanische Sprache und Literatur. Die japanische Sprache, deren älteste uns bekannte literarische Denkmäler vor etwa anderthalbtausend Jahren entstanden sind, schließt sich in ihrem Charakter eng an den uralaltaischen Sprachstamm an. Auch sie ist …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste von Transkriptionssystemen für die chinesische Sprache — Die Liste von Transkriptionssystemen für die chinesischen Sprachen bietet eine Übersicht über die für die chinesischen Sprachen entworfenen Transkriptionsysteme. Für die Darstellung der chinesischen Schrift mit lateinischen oder anderen… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Schrift — Schrifttyp Logografie Sprachen Chinesisch Entstehung 1000 v. Chr. Verwendungszeit bis heute Verwendet in China …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Schriftzeichen — Chinesische Schrift Schrifttyp Logographisch Sprachen Chinesisch Japanisch Offiziell in China Taiwan Japan Korea Singapur Abgeleitete Kanji …   Deutsch Wikipedia

  • chinesische Literatur —   [ç ]. Die seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. bestehende chinesische Literatur ist durch die ideographische Schrift (chinesische Sprache und Schrift) vorgeprägt, die ihre schon durch die geographische Lage gegebene Isolation gegenüber anderen… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”